Ortsvorsteher freut sich über „Meilenstein der Anerkennung“


(Kreis Anzeiger, 07.11.2012)

Ortsvorsteher freut sich über „Meilenstein der Anerkennung“
(ihm). Die Genossenschaft Energiedorf Bergheim hat am Montagabend den Umweltschutzpreis des Wetteraukreises erhalten. Fred Nies aus Ober-Lais nahm eine Belobigung entgegen. Während einer Feierstunde im voll besetzten Plenarsaal des Kreishauses in Friedberg erfuhren die Zuhörer Interessantes über die Aktivitäten der Geehrten. Beide haben beachtliche Erfolge erzielt: Bergheim regelt seine Wärmeversorgung über eine kollektive Holzofen-Anlage, Nies baute die größte NABU-Jugendgruppe des Kreises auf. Ansprechende Musik des Duos Sabine Dreier und Vincent Rocher und gutes Essen trugen zum Erfolg des Abends bei.

Moderator Hendrik Hollender erzählte, dass die Entscheidung fürs Energiedorf auch zu Kritik geführt habe. Ein Senior habe geschrieben: In Bergheim sei es nie um den Naturschutz gegangen, sondern nur ums Geschäft. Hollender wollte das nicht kommentieren, er schmunzelte bloß: „Das war wohl ein Naturschützer der ersten Stunde.“

Ortenbergs Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring (SPD) nahm zu dem Brief allerdings Stellung. Sie wies darauf hin, dass zahlreiche Bürger Bergheims mit ihrem Privatvermögen gehaftet hätten, um das drei Millionen Euro teure Genossenschafts-Projekt zu realisieren. Über mehrere Jahre hinweg habe sich die Initiative jeden Montag getroffen, jeder Bürger habe mitwirken und sein Fachwissen einbringen können. Als Beispiel nannte sie einen Ingenieur und Bankkaufleute. „Der Preis motiviert, weiterzumachen“, betonte die Rathauschefin. „Wir sind stolz, dass wir diesen Wandel erreicht haben.“

Dieser Ansicht ist auch Landrat Joachim Arnold (SPD), der den Ehrenamtlichen dankte. Ortsvorsteher Hartmut Langlitz ließ die Geschichte Revue passieren. Die Hauptdurchgangsstraße von Bergheim sei bis vor wenigen Jahren von Lkw genutzt worden, die auf diesem Weg zum Steinbruch gefahren seien. Als das Gelände eine neue Zufahrt erhalten habe, habe sich endlich die Möglichkeit eröffnet, die marode Straße für Sanierungsarbeiten zu schließen. Das Kanal- und Leitungssystem sollte ebenfalls instand gesetzt werden. Plötzlich sei die Idee geboren worden, zusätzlich ein Nahwärmenetz zu verlegen und an ein zentrales Heizwerk anzuschließen.

„Schnell waren Vorteile gefunden, doch auch Skepsis war vorhanden“, schilderte Langlitz. Die Initiatoren besuchten vergleichbare Bioenergie-Dörfer. Eine Machbarkeitsstudie sollte weiteren Aufschluss bringen. Als Rechtsform wählte die Initiative das Genossenschaftsmodell, getreu dem Motto: „Was einer allein nicht schafft, schaffen viele.“ Zur Wärmebereitung dient ein Holzofen, der mit Holzhackschnitzeln gefüttert wird. „Die Abgaswerte unterschreiten die geforderten Werte“, betonte der Ortsvorsteher. Gewonnen werde saubere, geräusch- und geruchlose Wärme. Viele Faktoren hätten zum Gelingen beigetragen: „Staatliche Förderung, niedriges Zinsniveau, anstehende Bauarbeiten, Engagement der Bürger und die Überlassung eines Grundstücks durch die Kommune.“ Langlitz dankte für den Preis, der mit 2000 Euro dotiert ist: „Mit der heutigen Würdigung erfahren wir einen Meilenstein der Anerkennung.“ Die viele Arbeit habe sich gelohnt, das Projekt werde weiterentwickelt.

Fred Nies erhielt eine Belobigung, sie ist mit einem Preisgeld in Höhe von 500 Euro verbunden. Geehrt wurde sein langjähriger Einsatz für die Jugendarbeit im NABU. Bevor er Jugendwart wurde, so erzählte er, habe er mit seiner Frau besprochen: „Entweder mache ich das richtig oder gar nicht.“ Sein Motiv war die Nachwuchsförderung, die Verjüngung der Mitgliederstruktur. Wie Landrat Arnold hervorhob, baute Nies die größte NABU-Jugendgruppe im Wetteraukreis auf: 140 Köpfe. Seine Frau ist Vorsitzende der Landfrauen, auch sie unterstützt er – indem er Kuchen backt, wie sie verriet.