Unabhängig von Rohstofflieferanten


Bildergalerie (Kreis-Anzeiger, 13.11.2013)

Unabhängig von Rohstofflieferanten
(hwo). Die oberhessische Bürgerenergiegenossenschaft „Energiedorf Bergheim“ wurde jetzt als Sieger des deutschlandweiten Wettbewerbs „Bürgerenergiegenossenschaft des Jahres“ ausgezeichnet. Die „100 prozent erneuerbar stiftung“ hatte den Wettbewerb initiiert, gesucht wurde eine Bürgerenergiegenossenschaft, die den dezentralen Ausbau der erneuerbaren Energien vorbildlich umgesetzt hat.
Auf der Internet-Seite des Online-Magazins „klimaretter.info“ konnte über die Gewinner des Wettbewerbs abgestimmt werden. Die Leser entschieden auch die Verteilung des Preisgeldes. Von den insgesamt 17 000 Euro gehen 10 000 Euro an die Genossenschaft Energiedorf Bergheim – in Form von Genossenschaftsanteilen. Die Zweit- und Drittplatzierten erhielten 5000 und 2000 Euro. Insgesamt hatten laut dem Online-Magazin 39 Prozent der Leser für Bergheim gestimmt.
Die Urkunde wurde im Bergheimer Heizkraftwerk übergeben. Dorthin waren nicht nur die Mitglieder des Aufsichtsrates, des Vorstandes und interessierte Genossen gekommen, sondern auch Marco Eisenack vom klimaretter.info-Magazin aus München, Dr. René Mono von der „100 prozent erneuerbar stiftung“ aus Berlin und der Hamburger Alexander Huber. Der hatte bei einem Quiz, das nur von 465 Lesern richtig gelöst wurde, Anteile an der Gewinner-Genossenschaft gewonnen.
Ortenbergs Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring war erfreut, dass sich die Stadtoberen in Bergheim nicht mit „Wutbürgern“ auseinandersetzen müssen, sondern dass dort eine Gruppe engagierter Mitbürger diese funktionierende Energiegenossenschaft gegründet und durch den Bau des mit Holzhackschnitzeln betriebenen Heizkraftwerkes und des Rohrleitungsnetzes die Versorgung mit Fernwärme sichergestellt habe.
„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ Mit diesem Leitsatz von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Genossenschaften gründete, begann Hartmut Langlitz seine Ansprache. „Ging es damals noch nicht um erneuerbare Energien, so sind diese inzwischen ein ganz großes Thema. Hier in Bergheim werden nun heimische Ressourcen genutzt und dadurch die Unabhängigkeit von den Rohstofflieferanten für Öl oder Gas erreicht“, erklärte er. Jährlich werden so etwa 300 000 Liter Heizöl eingespart.
Sichtlich stolz wies der Aufsichtsratsvorsitzende darauf hin, dass man in Bergheim schon mehrere Auszeichnungen habe entgegennehmen können, etwa den Umweltschutzpreis des Wetteraukreises und den Innovationspreis der OVAG im vergangenen Jahr. „Aber es fühlt sich immer wieder gut an“, schloss er. Der Geschäftsführer der Stiftung „100 prozent erneuerbar“, Dr. René Mono, zeigte sich „schwer beeindruckt“ von dem, was in einem so kleinen Dorf auf die Beine gestellt wurde. Er nannte Bergheim einen verdienten Gewinner. Sogar die auf den zweiten Platz verwiesene Energiegenossenschaft Berlin-Brandenburg habe dazu öffentlich gratuliert.
Marco Eisenack vom Online-Magazin meinte, dass im Verlag in München die Meinung vorgeherrscht habe, dass von den 38 Energiegenossenschaften, die sich um den Titel beworben hatten, wohl die aus der größten Stadt gewinnen würden. „Aber es kam anders, Bergheim schlug Berlin – und es war eine gute Wahl“, betonte er bei der Urkundenüberreichung.

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